Was bedeutet „Wohin Du gehst, geh mit Deinem ganzen Herzen“ ?

Kennst Du das? Du liest einen Satz und Du weißt, das er eine tiefere Wahrheit enthält, die du aber mit Deinem Verstand noch nicht verstehst!?
So ging es mir mit dem Satz „Wohin Du gehst, geh mit Deinem ganzen Herzen“. Ich fand ihn in einem Kalender mit buddhistischen Weisheiten für jede Woche. Eine Woche lang dürfte der Besitzer des Kalenders über die Wahrheit dessen nachdenken, was dort angeboten wurde.
Dieser Kalender gehörte nicht mir, also las ich diesen Satz, verweilte einen Moment, verließ die Situation und vergaß den Satz scheinbar wieder.
Mittlerweile gibt es viele Situationen, in denen ich die Wahrheit dessen finden kann.
In dieser Weisheit ist - nach meiner Erfahrung - die Interdependenz zwischen Bewusstsein und Gegenwärtigkeit, Verantwortung übernehmen und Schuldzuweisungen inkludiert. Das könnte ich noch weiter aufsplittern, aber für diesen Text wird es reichen, wenn ich mich auf diese drei beziehe.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es ziemlich wichtig ist zu wissen (Bewusstsein), warum ich mich für etwas entscheide. Denn das bedeutet gleichzeitig, dass ich mich gegen etwas anderes entscheide.
Ich habe folgendes erlebt. Ich hatte eine Beziehung in der es langsam aber sicher dem Ende zuging. Ich hatte nicht mehr viele Gefühle. Es war bereits viel Schwieriges passiert und ich hatte die leise Ahnung, dass ich zu der Zeit nur seinetwillen mit ihm zusammen blieb. Wenn es nach mir ginge, dann hätte ich mich bereits vor Monaten getrennt. Nun gut. Wir sprachen sehr viel und ich merkte, dass er mich nicht gehen lassen wollte. Das berührte mich. Ich fühlte Mitgefühl für ihn und habe dank diesem Mitgefühl meine eigenen Bedürfnisse hintangestellt. Das war mir zu dem Zeitpunkt jedoch wenig klar.
Er wollte uns nicht aufgeben und bat mich um ein Date. Nur wir zwei und er wollte mich überraschen. Ich wusste also nicht wohin es geht.
Der Tag war gekommen und wir machten uns auf zu unserem Date. Ich stieg in sein Auto und er tankte noch schnell, bevor es auf die Autobahn ging. Ich saß im Auto, während er zahlte und merkte plötzlich, dass Zweifel in mir aufstiegen. Ich dachte daran, was ab jetzt alles passieren könnte. Würde diese Autofahrt gut gehen? Was kann überhaupt alles passieren? Und wäre ich bereit mit den Konsequenzen meiner Entscheidung - mich ihm so sehr anzuvertrauen -, zu leben?
Ich dachte plötzlich an einen furchtbaren Unfall. Ich dachte daran, dass ich körperliche Schäden davontragen könnte. Das machte mir große Angst. Und ich merkte, dass ich nicht sicher war, ob ich in diesem Moment, zu dieser Zeit, mit diesem Menschen sein möchte. Und dann tauchte dieser Spruch in mir auf „Wohin Du gehst, geh mit Deinem ganzen Herzen“.
Ich war nicht mit ganzem Herzen da. Hätte mich jemand gefragt, warum ich mich für das Date entschieden habe und in das Auto eingestiegen bin, hätte ich wahrscheinlich sowas gesagt, wie „Ich weiß nicht. Wahrscheinlich, weil er mir leid tut.“
Nur weil mir jemand leid tat, habe ich alle weiteren Möglichkeiten und Wege ausgeschlossen und mich nur für einen Weg entschieden. Nämlich den, dass ich mich in dieses Auto setze mit ihm. Und ich war nicht einmal überzeugt davon, dass es das ist was ich 100%ig wollte. Oh man. Was für ein Gedankengang.
Ich dachte weiter. Okay, wenn ich nun tatsächlich körperliche Schäden davon trage und er ebenfalls überlebt, dann würde ich mein Leben lang in Ärger, Wut und Vorwürfen ihm gegenüber leben. Ich würde ihm die Schuld an alledem geben. Ich spürte genau, wie das Gefühl der Schuldzuweisung in mir auftauchte. Das war nichts Neues diesem Menschen gegenüber. Leider.
Ich wäre das Opfer seiner Entscheidungen, ich wäre das Opfer der Umstände und würde für immer leiden. Oh mein Gott, was für Aussichten.
Ich fragte mich, wie ich überhaupt in diese Situation gekommen bin. Es war eine Verkettung von vielen Entscheidungen, die mich dahin geführt hatten und ich wusste, dass ich vieles auf Autopilot, also unbewusst entschieden hatte.
In meinem Leben hatte ich bis dahin nicht viele bewusste Momente. So hatte ich doch gelernt mich wegzubeamen, sobald es schwierig wurde. Ich hatte gelernt zu funktionieren und meine Bedürfnisse hintanzustellen. Ich konnte nicht klar sagen, dass ich die Situation in der ich war, selbst ausgewählt hatte. Fakt war aber, dass ich das alles sehr wohl selbst herbeigeführt hatte, ob es bewusst oder unbewusst war. Es war Zeit die Verantwortung dafür zu übernehmen.
Ich genoss das Date mit viel Vorsicht. Mir war klar geworden, dass ich mich selbst dafür entschieden hatte da zu sein, wo ich war. Ich musste mich nun drauf einlassen. Zu 100%. Und ich wusste um die schwachen Gründe, die dafür sprachen.
Wie stark fühlten sich auf einmal die Gründe an, die dagegen sprachen.
Das war der Moment in dem ich verstand, wie wichtig es ist mein Herz in meine Entscheidungen miteinzubeziehen.
Was bedeutet es All In zu gehen? Was bedeutet es „mit ganzem Herzen“ zu gehen?
Mit ganzem Herzen zu gehen bedeutet für mich, dass ich meine Entscheidungen in Einklang mit meinen Werten, Bedürfnissen und meinem Wohlbefinden treffe. Es bedeutet, dass ich das, wofür ich mich entscheide, im besten Fall liebe und es mir Freude bringt. Zumindest sollte jedoch ein Gefühl von „es ist die beste Lösung“ entstehen. Das erfordert eine klare Ausrichtung, Gegenwärtigkeit und Bewusstsein für den Moment.
Ich entscheide mich für etwas, weil ich fühle, dass jede Zelle meines Körpers „Ja“ sagt dazu und zu nichts anderem in dem Moment. Volle Begeisterung oder zumindest das Gefühl von Zufriedenheit und Überzeugung für den möglichen Output ist ein gutes Zeichen.
Wenn ich weiß, was mir wichtig ist und was mir Freude und Erfüllung und einen Sinn in meinem Leben bringt, weiß ich automatisch, warum ich mich dafür entscheide.
Ich kann dafür eine Antwort geben, hinter der ich 100% stehen kann. Aus jeder Entscheidung können mannigfaltige Konsequenzen folgen. Wichtig ist jedoch in dem Moment der Entscheidung bewusst zu spüren, dass es das ist und nichts anderes. Und dann kann sogar der Tod kommen und es ist okay.
Nach einer Entscheidung kommt immer die nächste und die nächste und die nächste. Also ist es von Vorteil immer wieder wahrzunehmen, was grade da ist und in sich hinein zu spüren, wie es sich anfühlt.
So kann ein Leben entstehen, in welchem die Verantwortung voll bei Dir liegt. Und was auch immer passiert, Du weißt, wie du dahin gekommen bist.
Das ist natürlich der Idealfall. Jeder kommt mal in Situationen, die unvorhergesehen eintreten. Situationen, die sich nicht gut anfühlen. Es ist niemals hilfreich einen Schuldigen zu suchen. Es ist nicht hilfreich sich in die Opferhaltung zu begeben und sich dem Elend zu ergeben.
Finde Deine eigene Verkettung an Entscheidungen in dieser Sache. Finde Dein Warum.
Wenn ich nun an Kinder denke, ist es meines Erachtens nach etwas anderes. Kinder sind sowohl biologisch, als auch psychologisch abhängig von ihren Bezugspersonen. Jedes Kind hat es verdient reflektierte und liebevolle Eltern zu genießen auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Fakt ist, dass das in sehr vielen Fällen leider nicht zutrifft. Aber das ist ein anderes Thema.
Auch ich hatte eine schwierige Kindheit. Meiner Erfahrung nach bringt es Null Komma Nichts an der Opferhaltung und den ewigen Schuldzuweisungen zu hängen. Das vergeudet wertvolle Lebensenergie.
Wenn Du bewusste Entscheidungen triffst, wirst du ein bewussteres Leben führen, und wenn Du ein bewussteres Leben führst, triffst du bewusstere Entscheidungen.
Schwierigkeiten treten auf in jedem Leben und es gibt keinen Weg das zu verhindern. Das gute an Schwierigkeiten ist, dass sie Herausforderungen sind und unser Wachstum fördern, wenn wir sie zu nutzen wissen.
Sobald Du beginnst bewusste Entscheidungen zu treffen, wirst Du erleben, dass Schwierigkeiten Dich nicht mehr so schnell aus der Balance bringen. Du wirst gute und kreative Lösungen finden, die ja ebenfalls Entscheidungen sind.
Bei Entscheidungen, die nur halbherzig getroffen werden, sind Schwierigkeiten eher schwieriger zu bewältigen, weil die Kreativität, die aus Begeisterung, Zufriedenheit, Freude und Entspannung erwächst, fehlt.
Halbherzig getroffene Entscheidungen ziehen meist noch mehr Halbherzigkeit mit sich, gemäß dem Gesetz der Anziehung und Du findest Dich eher in einem verwirrten, unklaren und verlorenen Zustand wieder. Je häufiger Du "keine Ahnung", "ich weiß nicht" oder "kein Plan" sagst, desto stärker deutet es darauf hin, dass Du unbewusst lebst!
Fazit:
„Wohin Du gehst, geh mit Deinem ganzen Herzen“.
Finde Deine Ausrichtung, Dein Warum.
Werde Dir deiner Werte und Motivationen und Kraftquellen bewusst. Komme in die Gegenwart.
Die Gegenwart bewusst wahrzunehmen ermöglicht Dir bewusste Entscheidungen zu treffen. Dadurch wirst Du wacher. Du verstehst die Verkettungen von Ereignissen besser, als wenn Du unbewusst lebst, und fällst weniger oft in die Opfer Haltung. Du kannst Antworten geben, warum etwas so ist und siehst Deine Verantwortung in allem, was Dir passiert. Du musst keinen Schuldigen suchen (weil es eh nichts bringt).